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rik Dezember 2017

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MUSIK INTERVIEW ALLIE X

MUSIK INTERVIEW ALLIE X Kate Bush und Björk als Vorbild

Einer der schönen Nebeneffekte, wenn man als Künstler langsam erfolgreich wird und die Nachfrage nach der eigenen Musik steigt, ist ja, dass man die Welt entdecken darf und an Orte kommt, von denen man vorher bestenfalls nur den Namen gekannt hat. Als Allie X im September eine kleine Tour mit ausgesuchten Auftritten in Europa machte, postete sie unter anderem von der italienischen Riviera: „Please make me famous here so I can come back“, schrieb sie auf Instagram. „Am liebsten würde ich da eine Show pro Woche machen“, gesteht sie im Interview und stellt fest, wie schön es ist, wenn man solche Momente als Arbeit und Geschäft bezeichnen darf. Mit der gleichen Begeisterung war sie für ein weiteres dieser Konzerte auch in Berlin auf der Bühne – allerdings war sie in der Hauptstadt bereits mehrfach: „Einmal, als ich einfach Urlaub hatte, bin ich allein nach Berlin geflogen. Es war immer dunkel in der der eine Track der große Hit sein werden.“ Deswegen hat sie auch keine Eile mit ihrer Karriere. Als das Album im Juni endlich erschienen ist, waren einige der Songs darauf fast drei Jahre alt. „Dieser Inkubationsprozess, dieses Hin und Her ist schon verrückt. Am Ende kann ich manchmal nicht einmal sagen, ob das Lied überhaupt gut ist.“ Es sind fast fünfzig Songs während dieser Phase entstanden, doch der Großteil befindet sich jetzt in ihrem privaten Archiv. „Manche Songs funktionieren nicht, weil du die richtige Produktion nicht knacken kannst. Sie klingen dann einfach nicht richtig“, erklärt sie, und ergänzt lachend: „Na ja, und manchmal sind sie auch einfach nicht gut.“ Diese ehrliche Sicht auf ihre Arbeit ist schon deswegen wichtig, weil sie als Songwriterin ihre Werke auch weiterreicht und verkauft, was eine ganz andere Herangehensweise erzeugen kann. „Ich habe meistens von Anfang an eine Vorstellung, ob das Lied für mich ist oder nicht ... nur MUSIK „Ja, könnte ich … aber diese Versionen existieren ja schon. Wenn allein, dann würde ich mir da eher akustische Interpretationen vorstellen.“ Letztlich kann diese Abwechslung auf der Bühne auch nur guttun, denn so kommen keine Routine oder Langeweile auf. „Als ich anfing mit Musik, habe ich mich immer gefragt, wie es für andere Künstler ist, wenn sie immer ihre Hits singen müssen – wieder und wieder und wieder! Ich dachte, das würde mich nerven. Aber ich habe noch keines meiner Lieder über.“ Dabei ist es auf den ersten Blick fast ein Wunder, dass Allie X überhaupt auf der Bühne steht, denn sie bezeichnet sich selbst geradeheraus als „Loner“ - und ein Loner auf der Bühne erscheint ja zunächst einmal ziemlich widersprüchlich. „Im meinem sozialen Leben bin ich wirklich so. Ich bin sehr gerne alleine“, erklärt sie. „Aber es gibt noch diese andere Seite meiner Persönlichkeit, die diese Aufmerksamkeit liebt, die es liebt zu performen, um dann eine Over-the-Top-Version meiner selbst ALLIE X Stadt, aber das war egal – ich war sowieso die ganze Zeit nur feiern. Das war genau das, was ich zu dem Zeitpunkt brauchte und wollte“, lacht sie. Tja, für ein Mädchen aus Oakville, Kanada kommt Allie X aka Alexandra Ashley Hughes mittlerweile ganz schön rum. Aber nachdem ihre Single „Catch“ 2014 durch die Decke ging und sie mit ihrer ersten EP „CollXtion I“ sofort bewiesen hat, dass sie für mehr als nur dieses eine brillante Lied gut ist, zeichnete sich ab, dass man noch viel von ihr hören würde. Und obwohl sie zunächst begann, in Los Angeles als Songwriterin zu arbeiten, schrieb sie gleichzeitig auch an den Songs für ihr eigenes Debütalbum „CollXtion II“. Die erste Single davon, „Paper Love“, hat mittlerweile über sechs Millionen Streams, was Allie zwar sehr freut, aber noch lange nicht abheben lässt. Einerseits hat sie natürlich Erwartungen an die Performance eines Songs, denn „deine Hoffnungen und Träume halten dich am Laufen. Aber je länger ich das mache, desto mehr genieße ich den Prozess selbst. Ich erwarte nicht, dass die eine Platte oder manchmal bin ich mir nicht sicher, bis ich mit der Produktion anfange.“ Sie hat keine Probleme damit, dass andere Menschen ihre Ideen und Gefühle ausdrücken, sie kann ihre Lieder recht einfach loslassen. Allerdings: „Ich war auch noch nicht in der Situation, dass ein Künstler und ich unbedingt dasselbe Lied haben wollten. Für die meisten Lieder ist es letztendlich einfach so, als wäre es ihr Schicksal, dass sie ihren Weg zu anderen Musikern gehen.“ Doch die Lieder, die bei ihr bleiben, haben mit der Veröffentlichung interessanterweise ihre Entwicklung noch nicht vollendet. „Als ich im Sommer zu touren begann, wurden die Songs schon wieder zu etwas anderem. Sie entwickelten sich wieder, veränderten sich.“ Denn live versucht Allie X ihre elektronischen, synthielastigen und manchmal fast minimalistischen Popsongs mithilfe eines Gitarristen und Schlagzeugers einen Rock-Vibe zu verpassen. Obwohl sie bei ihrem glasklaren Sound auch einfach alleine mit ihrer Technik auf der Bühne stehen könnte, ohne dass es Klangverluste geben würde: zu werden.“ Dazu passt ihre expressive Kleidung, ihre Cover und Videos. Es ergibt viel Sinn, dass sie Kate Bush und Björk zu ihren Vorbildern und Inspirationen zählt. Und obwohl sie ihren Ehrgeiz auf den Durchbruch in den USA, immer noch den wichtigsten und größten Markt für Popmusik, beschränken könnte – nach dem Motto: der Rest passiert dann von ganz allein –, wollte Allie schon immer über diesen Horizont hinausblicken, nicht nur wegen der Reisemöglichkeiten. Sie will überall gehört werden, „besonders in Deutschland, hier gibt es so ein großes Potenzial. Ich glaube, das ist eine gute Umgebung für meine Musik.“ Aber auch hier bleibt sie realistisch. „Manchmal ist es Glück – aber manchmal muss man ein bisschen Zeit und Geld investieren, um die richtigen Menschen zu erreichen.“ So kam sie schon im November wieder zu einem Geheimauftritt nach Berlin, um das Wasser hierzulande weiter zu testen. Und mit Sicherheit auch, um wieder ein Wochenende in den üblichen Klubs durchzufeiern. *fis

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