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rik August 2017

MUSIK COMEBACK KESHA

MUSIK COMEBACK KESHA FOTO: O. BEE Der Auftritt von Kesha Sebert ist an Dramatik schwer zu übertreffen. „Ich habe eine lange, lange kreative Reise hinter mir“, so die Sängerin vor Medien- und Plattenfirmenmenschen an einem warmen Juliabend in einem kleinen Klub mitten in London. „Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt jemals wieder Musik machen würde. Ich musste mich erst wieder daran erinnern, ein Mensch zu sein.“ Bereits jetzt fließen die ersten Tränen, es werden weitere folgen in dieser knappen Stunde, in der Kesha (sie schreibt sich jetzt mit „s“, nicht mehr mit „$“) ihr drittes Album „Rainbow“ vorstellt. „Ich habe die stärkste, schönste und liebevollste Platte meiner Karriere gemacht“, nimmt sie den Faden wieder auf. „Der beschissene Sturm ist vorbei. Dies ist der Beginn der guten Phase.“ Kleine Rückblende zum besseren Verständnis: Kesha, als Tochter der Countrysong-Autorin Pebe Sebert in Nashville aufgewachsen, zieht es früh zum Pop. 2005, da ist sie 18, landet sie auf dem Label des Starproduzenten Lukasz „Dr. Luke“ Gottwald (Katy Perry, Britney Spears, Rihanna), der Vertrag geht über sechs Alben. 2010 erobert Kesha mit ihrer etwas pubertären Party- Electropop-Single „Tik Tok“ die Welt, weitere Tophits („Die Young“, „Timber“) sowie zwei „Motherfucking Woman“ erfolgreiche Alben schließen sich an. Dann der Bruch: Anfang 2014 begibt sich Kesha für zwei Monate in eine psychiatrische Einrichtung, um eine Bulimie-Erkrankung behandeln zu lassen, im Sommer verklagt sie Dr. Luke unter anderem auf „sexuellen und emotionalen Missbrauch“, sie will per Klage auch ihren Vertrag beenden, zudem soll der Produzent wegen abfälliger Bemerkungen schuld an ihrer Essstörung sein. Gottwald antwortet mit einer Verleumdungsklage. Inzwischen sind die wesentlichen Anklagepunkte entweder vom Gericht zurückgewiesen oder von Kesha zurückgezogen worden. Der Kompromiss in groben Zügen: Kesha muss ihren Vertrag mit Gottwalds „Kemosabe Records“ erfüllen, aber Sony, zu dem Kemosabe gehört, enthob Luke 2017 seines Chefpostens bei Kemosabe. Nun arbeitet sie also noch für seine Firma, aber nicht mehr direkt für ihren mutmaßlichen Peiniger. Gewinner? Keine. Doch während Lukasz Gottwald vorerst wie vom Erdboden verschluckt ist, versucht Kesha jetzt den Neustart. Sie ist fraulicher geworden, die harten Jahre sieht man ihrem Gesicht an, und wie sie so allein da vorne voller Stolz und Nervosität ihre neue Musik vorstellt, möchte man sie in den Arm nehmen. Als Erstes spielt sie „Praying“, eine heftig persönliche Ballade („I am proud of who I am / No more monsters / I can breathe again“), mit der sie zwischen den Zeilen (kein Wort zum Prozess, weder auf dem Album, noch an diesem Abend), plakativ Position bezieht. Auch „Rainbow“ – eine schöne, von Ben Folds im Stil der Beach Boys orchestrierte Country-Ballade, an der die Mama mitgeschrieben hat – spielt auf Keshas Qualen an. „Ich war depressiv“, sagt sie, „lag total am Boden. Songs zu schreiben, war das Einzige, das mir helfen konnte. Ich habe jahrelang von dem Moment geträumt, an dem ich hier vorne stehen würde.“ Doch zum Glück ist „Rainbow“ keine reine Therapiesitzung. Allen voran „Woman“, die neue Single, macht dann doch schon wieder tolle Laune. Kesha („Ich war schon Feministin, bevor ich das Wort überhaupt kannte“) schrieb das Lied als Reaktion auf Trumps Muschigrapschkommentar, die Bläser stammen von den Dap-Kings persönlich, und der ganze Song ist berstend voller Funk, Soul und Kraft. Titelzeile: „I am a motherfucking woman.“ „Ich sang die Nummer lauthals an der Tankstelle, damit ich die Melodie nicht vergesse“, so Kesha, nun endlich lachend, „die Leute müssen gedacht haben, ich hätte einen Schuss.“ *Steffen Rüth

MUSIK COMEBACK Keine schmachtet so sehr Wenn Lana Del Rey anfängt zu singen, wird man sofort melancholisch. Egal ob man gerade den besten Sex seines Lebens hatte oder an der Käsetheke weilt: Frau Del Rey haucht, singt und flüstert so nah am vermuteten Suizid entlang, dass es eine große novemberneblige Freude ist. 2017 meldete sie sich zurück, so wohlklingend wie die Jahre zuvor. Etwa mit der Hymne „Love“ oder im Duett mit The Weeknd. Ihr neues Werk „Lust For Life“ ist einmal mehr allererste Sahne. Danke. *rä TIPP Shaman’s Harvest: Red Hands Black Deeds Sie tourten oder teilten sich die Bühne mit AC/DC, Alice In Chains, Godsmack, Breaking Benjamin, Seether, Nickelback und Three Doors Down. Und jetzt haben sie ein neues Album am Start. „Wir benutzten analoge Effektpedale und Vintage Amps. Das ist das erste Album, an das wir auf diese Art und Weise herangehen. Wir wollten den Schmelzpunkt zwischen dem Mittleren Westen und dem Pazifik finden. Das Album hat immer noch den Shaman’s Harvest Midwest Vibe, doch es steckt definitiv überall Los Angeles darin“, verrät Leadsänger Nathan Hunt. KULT DISCO, DISCO, DISCO Das Londoner Label BBR veröffentlicht einmal mehr eine feine Scheibe aus der Zeit, als viele von uns noch nicht geboren oder noch Kleinkinder waren. FOTO: UNIVERSAL MUSIC KONZERTE James Blunt kommt auf „The Afterlove Tour“ Zweideutig ist das nun nicht gemeint, was kann man schon Versautes an James Blunt entdecken? Er singt einfach gut und hat sehr gute Texte („1973“, „Love Me Better“, „You’re Beautiful“...) in guten Kompositionen. Bald ist der „Bonfire Heart“-Sänger auf Tour und macht auch in Berlin Station – und genau für diese Stadt verlosen wir Tickets auf www.blu.fm/ gewinne! *rä THE AFTERLOVE TOUR 12.10. Stuttgart, 13.10. München, 14.10. Erfurt, 16.10. Berlin, 17.10. Hamburg, 18.10. Köln, 19.10. Leipzig, 21.10. Hannover, 22.10. Frankfurt, 24.10. Halle, 25.10. Oberhausen, 26.10. Mannheim, 28.10. Nürnberg, 29.10. Kempten, 31.10. Wien, 1.11. Salzburg, 4.11. Trier, www.eventim.de Der Sommer 2017 wird uns poppig versüßt mit „The Best of“ von Eruption. Diese Werkschau erschien 1981, kurz bevor sich die 1969 gegründete Band trennte. Die ab 1977 von Frank Farian produzierte Band mit Frontfrau Precious Wilson („Raising My Family“, „Cry to Me“ ...) landete weltweit – im Gegensatz zu Boney M. auch in den USA – Top-10-Hits. Diese sind hier natürlich drauf, „One Way Ticket“ etwa oder auch „I Can’t Stand the Rain“. Unsere Anspieltipps sind aber zudem „Movin’“ (Samples vom Original findet man in „Got Myself Together“ von The Bucketheads) und „Computer Love“ aus dem Film „Disco-Fieber“. Tolle Stimmen, groovige Produktionen. Macht gute Laune! *rä www.cherryred.co.uk TIPP Der Dittberner Die Gefühle, über die der Mitzwanziger singt, spielen nicht nur für jene junge Generation eine Rolle, welcher der 1990 geborene Philipp Dittberner entstammt – auf seinem neuen Album „Jede Nacht“ vermag wohl jeder Mensch ein Stück von sich wiederzufinden. Im Oktober kommt er auf Tour, macht unter anderem in Erfurt, Hamburg, Frankfurt und Köln Station – und singt auch sicher seine Erfolge „Jede Nacht“ mit dem Berliner Rapper Chima Ede oder „Wolke 4“.

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