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hinnerk Mai 2016

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Bühne 08 Interview

Bühne 08 Interview GUSTAV PETER WÖHLER FOTO: UDO MOELZER / WWW.MOELZER.DE Am 22. Juni tritt Gustav Peter Wöhler mit seiner Band im Schmidt Theater zugunsten der Hamburgischen Regenbogenstiftung auf. hinnerk traf sich mit dem Künstler und sprach über Musik als Coming-out-Hilfe, Knieproblem und die Vorteile, auch als Hamburger immer einen Koffer in Berlin zu haben. WIE LÄUFT’S AUF TOUR? Es läuft super! Ich bin vor allem froh, dass mein Knie mitmacht. Jetzt, auf dem Weg hierher, merke ich es deutlich: Wenn ich auf der Bühne stehe, ist der Schmerz wie weggeblasen. DIE BÜHNE ALS SCHMERZTHERAPIE? Ja, Therapie: Auftritt. SIE SIND JA IM PRINZIP EINE „COVER- BAND“ … Das darf ich nicht sagen, sagt meine Band. Wir machen beliebte Lieder in neuen Kleidern. Was Sie davon denken ... mich stört der Begriff nicht. KÖNNEN SIE ALLES SINGEN? Nein, es gibt auch Grenzen, bei denen ich merke: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Aber bei anderen Liedern stimmt einfach alles. Vor allem auch die Erinnerung. WONACH WERDEN DENN DIE PLATTEN UND KONZERTABENDE AUSGESUCHT? ERINNERUNGEN HABEN SIE ERWÄHNT. Erst mal muss man sagen, dass wir eine demokratische Band sind. Jeder bringt seine Lieder mit. Ich kenne also nicht alle Lieder oder habe direkt eine Beziehung zu ihnen. In einem Brainstorming wird dann immer weiter gefiltert, bis noch rund zwanzig Songs übrig bleiben. Zur Tour springen dann noch mal ein oder zwei über die Klinge, weil man merkt, dass es live nicht so passt wie gewünscht. GIBT ES SO ETWAS WIE EINEN LIEB- LINGSSONG, EINEN LIEBLINGSKÜNST- LER? Ja natürlich. Zumindest Lieblingskünstler. Joni Mitchell, Rickie Lee Jones auf jeden Fall. Interessanterweise sind das Künstler, von denen ich keine Coversongs mache. Da ist so eine Art Demut oder Distanz. Wir haben einmal ein Lied von Joni Mitchell gemacht, aber das haben wir so sehr verändert, dass es nicht mehr in ihre Richtung ging. Ich würde auch nie im Leben einen Song von Adele … Wir hatten mal „Don't You Remember“ aufgeschrieben und uns daran versucht, aber nach zwei Proben … (mit einem pfeifenden Geräusch und einer Handbewegung deutet Gustav Peter Wöhler an, wie das Projekt Adele verworfen wurde). Es geht nicht. Da gehört einfach die Künstlerin dazu. Eine Coverversion wäre fatal. WIE KAM ES ZU IHREM ENGAGEMENT FÜR DIE REGENBOGENSTIFTUNG? Ich bin schon ewig für die AIDS- Hilfe „auf Achse“. Ich bin durch Lutz Johannsen angesprochen worden, ob ich mir einen Sitz im Kuratorium der „Für mich ist es ein schwules Programm“ Regenbogenstiftung vorstellen könne. Das klang für mich nach einer sehr guten Sache und ich habe es gemacht. Wir suchen natürlich immer Möglichkeiten, die Aidshilfen zu unterstützen. Bei meinen Konzerten in Hamburg und auch in Berlin wird immer gesammelt. Die Band unterstützt das auch, und da ich es zeitlich nicht schaffe, mich immer bei den Sitzungen und in Hamburg einzusetzen, ist es mir lieb, mich so einbringen zu können. WIRD DENN DAS PROGRAMM DES KONZERTS THEMATISCH ANGEPASST? Nein. Es wird andere Ansagen geben, ich werde mich dabei auf Kuratorium und Stiftung konzentrieren, einfach, um den Leuten zu erklären, was wir da machen. Aber das Programm ändert sich nicht. Für mich ist es eh ein schwules Programm. Was meine Mitmusiker, die Heten, dazu sagen, ist mir egal. Ich bin ein schwuler Mann, und meine Show und meine Ansagen tendieren auch dahin. WAS IST DENN BESONDERS SCHWUL AN DEM PROGRAMM? Zum Beispiel, dass man einen Song interpretiert, der einen erinnert, dass man mal schrecklich verliebt war, jemandem hintergelaufen ist und immer das gleiche Lied gehört hat. Musik erinnert einen. „Your Song“ von Elton John ist für mich ein wahn-

09 Bühne sinnig wichtiger Song. Ich war ungefähr 16. Und obwohl damals noch nicht bekannt war, dass er schwul ist, musste das für mich einfach so sein. Ich hab die ganze Zeit beim Hören der Platte gedacht: Der muss schwul sein. So wie der singt, was der sagt. Dann habe ich ihn immer zusammen mit Bernie Taupin gesehen und habe gedacht, dass die ein Paar sein müssten. Das war für mich mein inneres Coming-out. Ich wusste natürlich, dass ich schwul war, aber es half unglaublich, das zu akzeptieren. Das war Anfang der 1970er, schwul zu sein war noch verboten. 1978 hatte ich mein öffentliches Coming-out. Noch als Schüler. Das war wirklich noch eine ganz andere, eine harte Zeit mit all den Anfeindungen und Kämpfen. „... Augen, Ohren, Nase, Schwanz ...“ SIE LEBEN MIT IHREM MANN IN HAMBURG UND BERLIN? Albert ist ein passionierter Berliner. Er hat jahrelang hier gelebt, aber muss beruflich viel nach Hamburg. Er macht da das Filmfest. Aber sobald er frei hat, ist er wieder hier in Berlin. Und für mich ist es optimal, weil ich zurzeit viel in Berlin arbeite. Die Produktionen zahlen ja heutzutage keine Hotels mehr. Von daher ist es sehr praktisch, in beiden Städten verwurzelt zu sein. GIBT ES DENN TROTZDEM EINE TENDENZ FÜR SIE? Wenn ich länger als zwei Wochen in Berlin bin, freue ich mich auf den ruhigen Verkehr um die Alster. Ich bin seit 35 Jahren dort, habe in Hamburg meine Freunde. Ich wohne direkt neben dem Gnosa, da rutscht man schnell mal rein. Alles easy sozusagen. Hier in Berlin gefällt mir dieses unheimliche Angebot. Gerade im schwulen Bereich. Und ich finde, die Berliner Schwulen sind politischer. Ich fühl mich hier – ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll ... Erwachsener? Geforderter? Geforderter. Geforderter in allen Bereichen: Augen, Ohren, Nase, Schwanz. (lacht) ICH BIN VOR SECHS JAHREN HIERHERGEZOGEN. ICH VERMISSE DAS SCHÖNE, DAS GEORDNETE HAMBURGS AB UND AN. Aber Berlin hat auch seine schönen Ecken … … DIE MAN ABER AUFMERKSAMER SUCHEN MUSS. Ja, ich würde sagen, es ist hier eher so eine Art gebrochene Schönheit. Das macht aber den Reiz aus. Das nur Schicke hat mich nie interessiert. IDAHOT International Day against Homophobia and Transphobia LGBTIQ*-Geflüchtete zwischen Asyl und Homophobie Talkrunde am Mittwoch, 18. Mai 2016 um 19.30 Uhr Stadtbibliothek Bremen, Wall-Saal Am Wall 201, 28195 Bremen * Lesbian, Gay, Bisexuell, Transsexuell, Intersexuell, Queer and Friends Neben den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fluchtgründen gibt es als Fluchtursache auch den Grund, im Herkunftsland aufgrund der sexuellen Identität verfolgt bzw. nicht akzeptiert zu werden. Die Situation für LGBTIQ*-Geflüchtete ist aber auch nach Erreichen des Ziellandes oft schwierig. Die Veranstaltung informiert über Fluchtgründe und Fluchtursachen bei LGBTIQ*-Menschen. Eintritt: frei, die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten Die Veranstaltung wird organisiert und unterstützt von: Infos: www.ratundtat-bremen.de www.reisende-werkschule.de Wir bedanken uns bei unseren Präventionspartnern für ihre starke Unterstützung 3.16 © machart-bremen.de, Fotolia: M.Studio •Interview: Christian Knuth 22.6., Gustav Peter Wöhler Band – Wie im richtigen Leben!, Schmidt Theater, Spielbudenplatz 27, Hamburg, 29 Uhr, www.tivoli.de, Spendenkonto: Commerzbank Hamburg, IBAN: DE71 2004 0000 0628 1414 00, BIC: COBADEFFXXX oder per SMS-Spende: Spende per SMS 6 Euro* für die Flüchtlingsarbeit der AIDS-Hilfe Hamburg: Senden das Wort „Vielfalt" an die Charity-Nummer 81190, www.hamburgische-regenbogenstiftung.de, www.gustavpeterwoehler.de * zzgl. Transportleistung. Die Hamburgische Regenbogenstiftung erhält € 5,83 (inkl. USt) Sie unterstützen das Projekt Hein & Fiete mit regelmäßigen Spenden. Wenn Ihr Unternehmen auch Präventionspartner werden möchte, wenden Sie sich bitte an Marc Grenz: 040 / 240 440, marc@heinfiete.de. Spenden an Hein & Fiete sind steuerlich absetzbar!

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