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hinnerk Dezember 2017

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10 HAMBURG Hause fünf

10 HAMBURG Hause fünf Geschwister gewesen und ich habe mir gedacht, es kann ja wohl nicht angehen, dass ich als einziger auf der Welt schwul bin. (lacht) Deshalb war ich dann hier in Eppendorf, im Sexforschungsinstitut. So hieß das damals. Da schickte normalerweise die Bundeswehr die Leute hin, die in der Kaserne bei gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen erwischt worden waren. In dem Sexforschungsinstitut sollte festgestellt werden, ob da was zu machen ist oder nicht. Wenn dort Homosexualität festgestellt wurde, wurden die Jungs damals ausgemustert. Jedenfalls hatte ich Sitzungen, die sogar die Krankenkasse bezahlt hat. Nach der fünften Sitzung sagte der Arzt zu mir, dass es ihm leidtue, aber sie könnten bei mir nix machen, ich sei schwul. (lacht) Unheilbar schwul! Der Arzt gab mir den Rat, ich solle doch mal zur IHWO gehen: „Such dir dort mal einen Freund, da findest du was Vernünftiges.“ Ganz schön offen für so eine Einrichtung, oder? Werner: Stimmt, aber der Arzt war auch schwul. So bin ich jedenfalls zur IHWO gekommen und habe dann gleich bei meinem ersten Besuch, Wolfgang kennengelernt. Wir sind schon nach drei Monaten zusammengezogen. Das war auch ein Zirkus! (lacht) Warum? Werner: Ich hatte eine Wohnung über die Neue Heimat bzw. BeWo-Bau bekommen. Die hatten hier in Pinneberg Hochhäuser. Ich habe schriftlich angefragt, ob es möglich sei, dass ein Kumpel – damals habe ich Kumpel gesagt – mit in diese Wohnung einziehen darf. Die Wohnung war groß genug und außerdem hätten wir ja die Mietsicherheit garantiert. So habe ich das damals begründet. Jedenfalls riefen die dann in der Firma bei mir an, und ausgerechnet an dem Tag war ich nicht da. Sie sagten Bescheid, dass der Freund von mir einziehen dürfe. Da war natürlich was los in der Firma. Was ist das für ein Freund, und solche Sachen. Danach mussten wir auch noch Wolfgangs Eltern überzeugen. Irgendwann passte aber alles. Heute wohnen und leben wir schon im 45. Jahr zusammen. Ihr habt euch auch schon vor dem 1. Oktober 2017 mehrfach das Jawort gegeben, oder? Wolfgang: Das erste Mal am 26. November 1997, also genau 25 Jahre nachdem wir uns kennengelernt haben. Da haben wir auf Hawaii geheiratet – ganz romantisch in hawaiianischer Tracht. Werner: Das wurde von einem Notar mit einer Urkunde beglaubigt. Und auf Hawaii hätten wir auch alle Rechte einer Ehe bekommen. Deshalb hatten wir eine Zeit lang überlegt, dass wenn sich in Deutschland nichts ändert, wir nach Hawaii auswandern, um unsere Rechte zu bekommen, sobald wir nicht mehr arbeiten müssen. Wolfgang: Nachdem das Partnerschaftsgesetz auch in Deutschland durch war, haben wir hier standesamtlich ‚geheiratet‘. Die Standesbeamten durften natürlich nicht Heirat oder Ehe sagen. Das war ganz witzig, denn da saßen wir vor der Standesbeamtin und die sagte auf einmal: „Ich wünsche ihnen in Ihrer Ehe viel Glück.“ Gleichzeitig bekam sie einen hochroten Kopf, weil sie ja nicht Ehe hätte sagen dürfen. Werner: Wir waren ihr erstes homosexuelles Paar, aber sie hat das wirklich sehr gut gemacht und es war wunderschön. Kurz noch mal zu dem Gerichtsurteil, das ihr nach Jahren Kampf durch alle Instanzen erreicht hattet. Wart ihr euch bewusst, welche Wirkung es haben würde? Wolfgang: Werner hat mir gesagt, dass es so kommen kann. Daran geglaubt, dass es diese Ausmaße annimmt, habe ich aber nicht wirklich. Umso mehr freue ich mich über diese Entscheidung, denn danach ging es um viel mehr als nur um die Hinterbliebenenversorgung im öffentlichen Dienst. Das war gut so. Werner: Das ist wirklich das, was uns am meisten für alle freut. Dieses Urteil bewirkte mehr, als wir jemals erwartet hatten. Wie Werner und Wolfgang Duysen den Tag im Rathaus empfunden haben, haben Roman Holst und Florens von Screentrap Pictures in einem emotionalen Kurzvideo eingefangen. Das Video seht ihr online unter hinnerk.de!

HAMBURG 11 INTERVIEW Philipp und Jibben Harms Ein zweites Paar stellte sich ebenfalls den Fragen von hinnerk: Jibben Großmann-Harms ist 70 Jahre alt und war Polizeibeamter, sein Ehemann Philipp Harms ist 43 Jahre alt und Angestellter beim Landeskriminalamt. Seit wann seid ihr ein Paar und wie lange schon verpartnert? Seit 2000 sind wir ein Paar und seit 2006 verpartnert. Wie kam es dazu, dass ihr bei dem Empfang dabei wart? Wir haben uns beworben und wurden ausgewählt. Und wie war euer Eindruck vom Senatsempfang? Der Tag war beeindruckend. Unsere erste Trauung war nur mit Trauzeugen. Wir haben diesmal dann die Familie eingeladen und waren wesentlich aufgeregter als beim ersten Mal. Ich bin glücklich und stolz, dabei gewesen sein zu dürfen. Was bedeutet die Ehe für euch? Gegenüber der Lebenspartnerschaft ändert sich für uns nicht sehr viel, da wir vorher schon nicht vorhatten, Kinder zu adoptieren. Das Wichtigste für die Schließung der Lebenspartnerschaft war die Auskunftspflicht im Falle eines Unfalles zum Beispiel. Mit der Ehe fällt jetzt das Zwangs-Coming-out bei Behörden weg. Das war immer ärgerlich, die Frage „Sind Sie ledig oder verheiratet?“ nicht einfach beantworten zu können. Ich habe schon vorher natürlich „verheiratet“ angekreuzt, wenn es kein Feld „Lebenspartnerschaft“ gab. *Interviews: Christian Knuth KÜCHENKÖNNER AUS HAMBURG Wir vertrauen auf Markenkompetenz führender Hersteller: NX 950 CERAMIC GRAFIT Ein Zusammenspiel der Naturkräfte entsteht bei der Kombination vom weichen, warmen Holz der Tanne mit der dunklen Küchenzeile in Ceramic grafit, das in der Ausstrahlung echtem Naturstein sehr nahekommt. Die Großzügigkeit und Offenheit des Arrangements unterstreicht der freistehende Kochtisch, der leichtfüßig das Zentrum der Küche markiert. HANSA-COMPLET-KÜCHEN GmbH Lübecker Straße 126, 22087 Hamburg www.hansa-kuechen.de Mo.–Fr. 10 bis 19 Uhr, Sa. 10 bis 17 Uhr

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