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blu April 2018

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MUSIK Instandhaltung

MUSIK Instandhaltung einer Seele INTERVIEW MY INDIGO Man muss Zeit finden, ein Leben zu leben. Vor allem, wenn man 22 Jahre lang nur einen Job ausübt. Selbst wenn man Sharon den Adel heißt und die Frontfrau von Within Temptation ist. „Alles was ich getan habe, ist arbeiten – auch wenn es sich bei mir gar nicht wie Arbeit anfühlt, auch wenn es meine Leidenschaft ist.“ Neues Album, neue Tour, neue Lieder schreiben – ein endloser Zyklus. Doch als es Zeit war, nach dem letzten Werk „Hydra“ wieder kreativ zu sein, kam einfach nichts. Absolute Leere. „Es hat nicht funktioniert. Du kannst Musik einfach nicht den Weg vorgeben, sie kommt, wie sie kommt.“ An dem Punkt hätte man auch alles hinschmeißen können, oder – wie in ihrem Fall – sich wieder ganz darauf konzentrieren, Mode zu designen. Aber das war ihr nicht möglich, sie musste es weiter probieren: „Musik ist das Werkzeug, das mir dabei hilft, mit dem Leben umzugehen.“ Trotzdem brauchte sie erst einmal Zeit für sich. „Ich machte mir neue Erinnerungen, anstatt mich nur auf die alten zu verlassen.“ So viele Gespräche liefen bis dahin nur nach dem Motto: Erinnerst du dich, damals, vor zwanzig Jahren … „Obwohl alle immer sagen, mach dir keine Gedanken, wenn wir uns ein Jahr nicht sehen – wenn wir uns treffen, haben wir immer eine gute Zeit. Das gibt mir natürlich ein gutes Gefühl. Doch auf der anderen Seite …“ Sie begann sich also bewusst auf die besonderen Menschen in ihrem Leben zu konzentrieren, sie schuf viel Raum für Freunde, für Familie. „Es war wie eine Instandhaltung der Seele“, beschreibt sie es. Und als dann plötzlich wieder neue Lieder aus ihr kamen, haben diese sie selbst überrascht, denn diese Songs hatten nichts mit dem symphonischen Metal ihrer Band zu tun – es waren Popstücke. „Ich musste verletzbarer sein, näher an mir selbst, nicht so episch und groß und enorm. Ich musste mehr darauf achten, was ich wirklich fühle. Es sind leichte Lieder, aber die Texte gehen tiefer und bewegen hoffentlich.“ Das Album existiert deshalb in einer komischen Situation: Alten Fans mag es vielleicht nicht gefallen, weil es zu weit weg ist vom Klang, den sie lieben, und diejenigen, denen es gefallen könnte, werden womöglich zögern, es zu hören, weil sie Within Temptation nicht besonders schätzen. Dabei ist das Album, das Sharon als My Indigo veröffentlicht, etwas völlig Unabhängiges und Eigenes. „Es ist viel drin aus der Zeit, in der ich aufgewachsen bin, viel Musik aus den 80ern und 70ern – aber auch aus der Popmusik des Jetzt.“ So oder so hat sie es damit geschafft, den Knoten in sich zu lösen, und mittlerweile arbeitet sie schon wieder mit Within Temptation im Studio, obwohl sie gleichzeitig noch dabei ist, die letzten Songs für My Indigo zu mixen. „Es ist gerade ein bisschen schizophren“, lacht sie. „Aber es sind ja beides Seiten meines Selbst.“ Es wird also ein wildes, aufregendes Jahr, in dem sie ihr Leben so managen muss, dass genug Raum bleibt, es auch zu leben. Neue Erinnerungen wird sie auf jeden Fall gewinnen. *fis

TOURNEE Elise LeGrow live Im Februar erschien ihr gefeiertes Album „Playing Chess“, jetzt kommt die Diva auf Konzerttournee. TIPP Entspannt und tiefgründig Elise LeGrow startete ihre Karriere einst in den Nachtklubs ihrer kanadischen Heimatstadt Toronto – und sie war auch mit einer Indie-Rock-Band unterwegs. Die verschiedenen Einflüsse taten ihr sehr gut, was man bei den elf einfach coolen und sinnlichen Stücken, alles Cover von Klassikern und Raritäten, auf „Playing Chess“ hören kann. „Wir hatten eine klare Vorstellung davon, wie das Album klingen sollte“, erinnert sich Elise. „Gleichwohl schufen wir eine Menge Raum für Experimente. Die Vielfalt der Platte ergab sich aus dem Aufeinandertreffen meiner eigenen musikalischen Einflüsse mit denen meiner Studiogefährten – genreübergreifend und mehrere Dekaden umfassend.“ Bald ist sie live in Deutschland unterwegs und macht unter anderem in Hamburg, Leipzig und München musikalische Station. *rä 6.5. Köln, Yard Club / Kantine, 7.5. Hamburg, Imperial Theater, 8.5. Berlin, Auster-Club, 10.5. Leipzig, Neues Schauspiel Leipzig, 11.5. München, Einstein Lissies viertes Album „Castles“ ist Musik für einen hyggeligen Tag. Und das nicht nur, weil der Albumtitel sich in dem geflügelten Wort „My home is my castle“ versteckt, nein, diese Musik ist genau das Richtige, wenn man sich vom Stress erholen will. Lissies leicht nasales Singen passt zu den entspannten Beats ganz hervorragend – und die Texte lassen sinnieren. Ein klasse Album mit viel Soul und Gitarren-Pop! Unsere Anspieltipps sind „Best Days“, „World Away“, „Boyfriend“ und „What I Am Gonna Do“. *rä Eine Bandgeschichte voller Erfolge und voller Trauer, die Geschichte einer Freundschaft. MUSIK COMEBACK Nach dem Schicksalsschlag Nachdem das französische Duo HER die Musikwelt mit seinen kleinen, feinen Kompositionen und EPs erobert hat, kündigten Simon Carpentier und Viktor Solf für 2018 ihr erstes Album „HER“ an. Doch der gemeinsame Weg fand im August 2017 ein trauriges Ende. Simon Carpentier verlor den Kampf gegen den Krebs. Mit der Single „We Choose“ verabschiedete sich Viktor von seinem Weggefährten und Co- Architekten des HER-Sounds. Aber es sollte weitergehen: Viktor Solf kündigte eine neue Tournee an, unter anderem zwei Shows in Deutschland. Er wird das Projekt weiterführen, so wie es Simons Wunsch gewesen ist. FOTO: COOKING VINYL

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